Rezension: Weiße Spuren

Als erste Fingerübung zur Wiederaufnahme des Blogs sei mir – mal wieder – eine Rezension eher älteren Materials gestattet. Die heutige Zeitreise führt uns zurück in das Jahr 1991 und zum längst vergangenen Laurin-Verlag. Antiquarisch zwar, aber damit auch nicht mehr zeitgemäß?

weisse_spuren_cthulhu_laurinIm 48seitigen Abenteuerband „Weiße Spuren“ sind zwei Abenteuer vereint, die nicht nur beide im hohen Norden spielen, sondern auch die gleichen Mythoskreaturen zum Thema haben und durch einen einzelnen NSC zu einer kleinen Kampagne vereint werden. Im weiteren Sinne sind beide Szenarien darüber hinaus Expeditionsabenteuer – und Expeditionen in’s Unbekannte sind normalerweise keine schlechte Idee, wenn es darum geht, die Gruppe auf cthuolides Grauen treffen zu lassen. Beide Szenarien sind Übersetzungen aus dem Amerikanischen; die Originaltitel sind „The Trail of Tsathoggua“ und „The Curse of Tsathoggua“.

Das erste Szenario, „Weiße Spuren“, führt die Gruppe auf 26 Seiten zusammen mit einer Expedition der Miscatonic University nach Grönland. Ein riesiger Felsblock, bedeckt mit unbekannten Glyphen taucht aus einem Gletscher auf. Die Schriftzeichen wecken rasch das Interesse der wissenschaftlichen Welt und die Charaktere haben die Chance, als wissenschaftliche Berater dabei zu sein. Einmal in Grönland kann die Gruppe den Spuren einer uralten Tragödie folgen… Das Szenario ist umfangreich beschrieben und fügt sich hervorragend in andere Erzählungen des Mythos ein. Die anzutreffenden Kreaturen sind meistenteils frisch und unverbraucht. Leider ist das Finale eher etwas lahm, die wahren Hintergründe der Ereignisse liegen einfach zu viele Jahrhunderte in der Vergangenheit. Nichts desto trotz ein schöner Baukasten mit vielen interessanten Szenen. Erwähnenswert ist an dieser Stelle vielleicht, dass sogar eine Kombination mit dem erst viele Jahre später erschienenen und ebenfalls auf Grönland spielenden Szenario „Ewiges Eis“ aus dem Expeditionen-Band recht problemlos funktioniert.

Das zweite Szenario, „Tsathogguas Fluch“, spielt auf 18 Seiten in Kanada. Im kanadischen British Columbia wird eine seltsame Affenpfote gefunden – ein Beweis für die Existenz des legendären Sasquatch? Auf der Suche nach den Hintergründen treffen die Charaktere auf einen alten Bekannten, der bereits die Expedition nach Grönland begleitete. Auch die Mythosgegner aus dem ersten Teil trifft man hier wieder. Mehr noch als viele andere Cthulhu-Szenarien, die diesen Spagat bereits versucht haben, stellt „Tstathogguas Fluch“ die Charaktere auch vor ein funktionierendes, moralisches Dilemma. Das zweite Szenario wartet zwar ebenfalls mit einigen interessanten und starken Szenen auf, plätschert insgesamt aber doch eher gemächlich vor sich hin. Das Finale allerdings fällt etwas spannender aus.

Abgerundet wird der Band noch – wie in der Ära Laurin üblich – mit einigen Mythosbuchauszügen, die der Spielleiter als zusätzliche Handouts zur Verfügung stellen kann.

Optisch macht der Band einiges her – die verwendeten Photographien sind zahlreich und stimmig; auch an schick gemachte Karten wurde gedacht. Das Schriftbild ist klar und gut lesbar. Auch, wenn ein Vergleich mit den optischen Leckerbissen der Pegasus-Ära schwer fällt, muß man hier gute Arbeit zugestehen. Auch das gezeichnete Cover, das Bezug auf Szenen aus „Weiße Spuren“ nimmt, weiß durchaus zu gefallen.

Fazit: Handwerklich solide aufgemacht, gut geschrieben und reich bebildert gibt es nur wenig an dem Band zu meckern. Eine kleine, aber feine Kampagne rund um unverbrauchte Mythosgegner und an ungewöhnlichen Orten. Etwas nachbessern sollte man die ein oder andere Stelle schon, aber insgesamt doch empfehlenswert.

3 Kommentare zu “Rezension: Weiße Spuren

  1. Schön, das Du auch etwas über dieses ältere Werk geschrieben hast. Ich habe es letztens erstanden und freue mich nach Deiner Rezension noch mehr darauf es zu lesen. Daher einfach ein dankeschön von mir.

    • Gern geschehen 🙂

      ich bin selbst dabei, meine Sammlung an älterem Material zu komplettieren. Und ich finde es gerade aus dem Kontext der heutigen Veröffentlichungsstandards heraus spannend, die Bände noch einmal neu zu beleuchten und zu rezensieren. Du kannst einige „alte“ Bände hier von mir rezensiert finden – die Rezensionen haben eine Extra-Kategorie am rechten Bildschirmrand.

  2. Pingback: 1W12 cthuloide Begegnungen in der Wildnis | Seanchui goes Rlyeh

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