Vorstellung: Cthulhus Ruf Ausgabe 5

Sapperlot! Da ist es doch schon wieder ein halbes Jahr her, dass die 4. Ausgabe der cthuloiden Zeitung „Von Fans für Fans“ erschien – höchste Zeit also, dass die Redaktion für Nachschub sorgte. Glücklicherweise erschien dann auch pünktlich zur RPC die fünfte Ausgabe.

Cover5KleinWie auch schon bei meiner Besprechung der Vorgängerausgabe werde ich keine komplette Rezension erstellen können: Abermals finden sich gleich zwei Artikel aus meiner virtuellen Feder in dem Magazin wieder und abermals habe ich als Rezensent damit das Gefühl, keine wirklich objektive Meinung bieten zu können. Da ich aber als cthuloider Blog kaum umhin komme, mich mit dem Magazin zu beschäftigen (was ein Glück ist :-)), werde ich wie in der vergangenen Besprechung eine Mischung aus Artikel-Rezension und Autorenbericht darbieten und hoffe, dass Ihr Euch ausreichend informiert fühlt.

Über das professionelle und schicke Layout verliere ich folgend kaum noch Worte. Eigentlich heißt es ja „Ehre wem Ehre gebührt“; es gibt mal wieder nichts zu meckern und das ganze Heft sieht großartig aus! Die fünfte Ausgabe steht unter dem Oberthema „Cthulhu Noir“ und führt das cthuloide Grauen in die 50er Jahre. Doch wie immer beschäftigt sich nicht jeder Artikel mit dem Oberthema, so dass für jeden etwas dabei sein kann.

Die Flüstertüte
Wie auch schon ihre Vorgänger, wird die 5. Ausgabe von Cthulhus Ruf von der Rubrik „Die Flüstertüte“ eröffnet. Dieses Mal verlangt Autor Ralf Sandfuchs „Geh mir weg mit den Monstern…“. Hier untersucht der Autor, wie wichtig tatsächlich das tentakelbewehrte Monstervieh in cthuloiden Szenarien ist und wie sehr eigentlich menschliches Drama in den Mittelpunkt cthuloider Schrecken rücken sollte. Flüssig geschrieben und wieder ein wenig mehr Angriffsfläche bietend als der Vorgängerartikel habe ich das erste Mal etwas aus dieser Kolumne mitgenommen. Ein schönes Thema und gut aufbereitet.

John Carpenter und der Mythos
Es schließt sich ein kurzer Artikel an, in dem Markus Widmer die Anleihen in den Filmen von John Carpenter am Cthulhu-Mythos untersucht. Es ist diese Art von Artikeln, die mich immer ein wenig hin- und hergerissen zurücklassen: interessant sicherlich und jemand mit Interesse am cthuloiden Grauen abseits des Rollenspiels findet hier vielleicht die eine oder andere Anregung. Aber leider ist es halt am Spieltisch kaum zu gebrauchen – vielleicht wäre es eine Idee gewesen, Carpenter gleich mit Spielwerten einzubringen und ein oder zwei Szenarienideen einzustreuen? Oder die „Wahrheit“ hinter seinen Werken zu beleuchten, um Ansätze für ein Abenteuer zu finden?

Höhenflug
Es folgt das erste Szenario der fünften Ausgabe. Mit „Höhenflug“ von Greg Stolze liegt eine Übersetzung aus dem amerikanischen Magazin „The Unspeakable Oath“ für Cthulhu NOW vor. Im Chicago der Gegenwart verschwinden in luftigen Höhen immer mehr Menschen – Zeit für die Charaktere, hier nach dem Rechten zu sehen… das Szenario bietet einen ungewöhnlichen Gegner mit einer spannenden Schwachstelle, einige interessante Ansätze für ungewöhnliches Rollenspiel, alle wichtigen Hintergrundinformationen und das Potential für einen furiosen Showdown. Darüber hinaus ist es mit seiner gesunden Portion Sarkasmus sehr angenehm zu lesen. Ungewöhnlich – aber mir hat es sehr gut gefallen!

Tränen einer verlogenen Wahrheit
Das zweite Abenteuer stammt aus der Feder von Thomas Michalski und führt die Ausgabe erstmals in die 50er Jahre und nach Los Angeles bzw. Hollywood. Der Autor spinnt ein klischeebeladenes Detektivabenteuer, in dem die Charaktere bald Freund und Feind nicht unterscheiden können und in dem es angenehm mythosarm zugeht. Nicht umsonst lautet die Prämisse von Cthulhu Noir: „Das schlimmste Monster ist der Mensch“. Wie so etwas aussehen kann wird hier vorbildlich aufgezeigt. Ein Abenteuer sicher nichts für jedermann, mit Ecken und Kanten wie die Detektive der „Noir“-Ära. Wer sich darauf einlassen mag erhält einen soliden Einstieg.

Der Atem der Tiefe
Und das dritte Szenario, dieses Mal meinem Hirn entsprungen. Entstanden ist das Szenario für den Abenteuerwettbewerb „Im Land der Pharaonen“, den Cthulhus Ruf in seiner zweiten Ausgabe ausrief. Ich kann mich noch gut an die Entstehungsphase dieses Abenteuers erinnern: der Wettbewerb wurde rund drei Monate vor meinem geplanten Umzug ausgerufen und es war eine recht streßige Zeit. Da ich maximal sechs Wochen hatte, um mich mit dem Text zu beschäftigen war der einzige Vorteil eben jener, dass der Wettbewerb die Worte „kurz“ und „knackig“ in der Ausschreibung verwendete… Unter dem frischen Einfluß der zweiten Ausgabe schusterte ich mein erstes One-on-One-Szenario zusammen, dessen Einstiegsszene mir immer noch gut gefällt und bei dem ich der Meinung bin, dass der Druck auf den Spieler auch schön ausgespielt werden kann. Dennoch ist ein wirklich interessanter Mittelteil leider meinem persönlichen Zeitdruck zum Opfer gefallen und wollte mir einfach nicht aus den Gehirnwindungen kriechen. Wirklich zufrieden war ich nicht – aber fertig, also wurde der Text auch eingereicht. Dass er nun mit all seinen Prämissen das „Noir“-Thema so wunderbar widerspiegelt ist zwar Zufall, aber er passt wunderbar in diese Ausgabe. Ein großes Lob möchte ich als Autor ans Layout und insbesondere an die wunderbar von Tina Wessel-Heller gestalteten Handouts loswerden – Danke!

Dunkle Schatten vor laufender Kamera
Ein Hintergrundartikel wiederum von Thomas Michalski, der sich mit dem Funktionieren der Traumfabrik Hollywood in den 40er und 50er Jahren beschäftigt und einige Vorschläge enthält, an welchen Ecken der Mythos Einzug in diese scheinbar heile Welt halten kann und wie das „Noir“-Feeling besser am Spieltisch umgesetzt werden kann. Für Fans von „Noir“ ein absolut lesenswerter Artikel – alle anderen werden wohl nicht allzuviel herausziehen können.

Die drei Kerzen
Bei „Die drei Kerzen“ handelt es sich um den „Tatort“ der fünften Ausgabe. Diese in Ausgabe vier neu eingeführte Kolumne stellt auf einer Doppelseite einen „Tatort“ vor, an dem die Ermittler bei ihren Untersuchungen auf cthuloides Grauen stoßen können… von mir hier auf dieser Seite schon zweifach als Einseiter umgesetzt, stammt auch „Die drei Kerzen“ aus meiner Feder. Dieser Text ist zwar kurz, aber für mich etwas ganz, ganz, ganz besonderes, stellt er doch meine erste „Auftragsarbeit“ dar. Ich bin stolz darauf, eine Artikelanfrage von der Redaktion erhalten zu haben und noch ein wenig stolzer darauf, dass es diesmal nur ein sehr kurzes „Hin und her“ war, bis der Artikel den Ansprüchen der Redaktion genügte. Ich hoffe, er findet an vielen Spieltischen Anklang!

N2S2
Die diesmalige Ausgabe der „Fragmente des Grauens“ stammt von Robert Wintermann und bietet drei verschieden Vorschläge für den Umgang mit den kruden Auswirkungen von Atomtests, die in den 50ern in der Nähe von Las Vegas stattfanden. Sehr cthuloid und deftig, aber auch noir-typisches Detektivflair wird abgedeckt – und das alles in einem Artikel. Eine hübsche Ausgabe der „Fragmente“, die viele verschiedene Vorlieben bedient.

Wenn jemand ein Reise tut…
Thomas Michalski untersucht in diesem Artikel die spieltechnischen Auswirkungen von Reisen. Dabei geht es natürlich nicht um Regelfuchserei, sondern darum, wie sich Reisen auf eine Kampagne auswirkt, was man als Stimmungskiller vermeiden sollte und unter welchen Aspekten eine Reise in die Kampagne eingeflochten werden kann. Ein kurzer Abriß über die Sinnhaftigkeit von Reisen in Lovecrafts Werk und einige Szenariovorschläge runden diesen Artikel ab.
Das Besondere an diesem Artikel: er wurde von der „offiziellen“ Cthulhu-Redaktion sozusagen bestellt. Als nach dem Erscheinen des „Reisen“-Bandes im Cthulhu-Forum eine hitzige Diskussion entbrannte, ob der Band genug spielleiterfreundliches „Meta“-Material enthielte, forderte die Redaktion ein Beispiel wie so etwas überhaupt aussehen sollte. Ich habe selbst keine Ahnung, ob der Artikel die Vorstellung aller „Reisen“-Kritiker erfüllt oder ob sie etwas völlig anderes meinten. Im Hinblick auf diesen Artikel ist das aber herzlich egal, denn er ist einfach gut. Punkt. Er bietet für jeden Spielleiter Anregungen und Ansätze zu einem wichtigen Thema und das macht ihn lesenswert.

Ich, Nyarlathotep
Kaum ein Mythosgegner ist so ausgelutscht wie Nyarlathotep, das Schleichende Chaos. Um diesem Abnutzungseffekt entgegen zu wirken findet Autor Stefan Droste nicht nur eine interessante Interpretation der Avatare des Götterboten sondern liefert gleich noch einen Haufen neuer Avatare, die mal wieder etwas Abwechslung zwischen all die „Schwarzen Männer“ und „Schweinsdämonen“ bringen. Ich möchte soweit gehen, von meinem persönlichen Lieblingsartikel in dieser Ausgabe zu sprechen.

Das zweite Gesicht
Die Kolumne „Aus den geheimen Schriften der Janus-Gesellschaft“ bietet dieses Mal keine Regionalia-Beschreibung, sondern alternative Regelvorschläge von Sebastian Weitkamp um die Janus-Gesellschaft etwas… „esoterischer“ zu gestalten. Interessanterweise klärt ein Textkasten darüber auf, dass es diese Regeln fast in den „Janus-Gesellschaft“-Band geschafft hätten, dann aber zugunsten eines „bodenständigeren“ Ansatzes herausgenommen wurden. Gut, dass sie nun hier ihre Veröffentlichung finden und so jeder Spielleiter die Wahl hat, wie weit er mit seiner JG gehen möchte. Grandios ist wie immer das Layout der Kolumne – die vorgeschlagenen Regeln sind funktional und stimmungsvoll, ergänzt um interessante NSC und Szenarienideen. Was will man mehr?

Studenta Elena zu Grafenberg
Wie immer schließt auch die fünfte Ausgabe mit dem „Charakter der Ausgabe“. Passend zum Vorgängerartikel findet sich hier eine Janobitin – beschrieben ebenfalls von Sebastian Weitkamp – wieder, die als Medium eine besondere Rolle einnehmen kann. Einer der „praktischsten“ Charaktere, die bisher in dieser Rubrik zu finden waren.

Cthulhu Noir
Das diesmalige Archivheft heißt „Cthulhu Noir“ und enthält auf 32 Seiten sehr interessante Einblicke in das Noir-Setting. Dabei wurde mit viel Liebe zum Detail auf engem Raum möglichst viel Information untergebracht: Regelergänzungen finden sich ebenso wie ein Blick auf den Mythos im Setting, Filme und Bücher zur Inspiration werden genannt und die wichtigsten Waffen aufgelistet. Ein tolles Beiheft – sofern Noir das persönliche Interesse anspricht.

Fazit? Wie auch beim letzten Mal ziehe ich kein objektives Fazit. Ich bin nicht nur ein Fan der Zeitung und als Autor aktiv. Nein, ich bin auch ein echter Fan des „Noir“-Settings, das hier mit viel Liebe zum Detail vorgestellt und aufbereitet wird. Wem es ebenso geht, der greift natürlich zu. Ich bin sehr gespannt auf Eure Meinung zu dieser Ausgabe!

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2 Kommentare zu “Vorstellung: Cthulhus Ruf Ausgabe 5

  1. Pingback: Cthulhus Ruf #5 – The Dark Side » Gelbe Zeichen

  2. Pingback: Nach-Ruf: Good Bye, Cthulhus Ruf – Seanchui goes Rlyeh

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