Vorstellung: Cthulhus Ruf Ausgabe 4

„Cthulhus Ruf“, die cthuloide Zeitung „von Fans für Fans“ geht in die vierte Runde. Bislang seit ihr es von mir gewohnt, dass ich die Ausgaben auf diesen Seiten rezensiere. Das ist mir mit der vierten Ausgabe nun nicht mehr vergönnt. Warum?

Cover-4-PreviewNun, während ich in der dritten Ausgabe bereits Gelegenheit hatte, einen kleinen Artikel mit einem universellen Abenteuerschauplatz beizusteuern, haben in die vierte Ausgabe gleich zwei Artikel aus meiner Feder Eingang gefunden. Der Anteil selbstgeschriebenen Materials ist damit eigentlich zu hoch, um eine möglichst objektive Rezension zu gewährleisten. Zum Anderen war die Zusammenarbeit mit der Redaktion in diesem Fall deutlich intensiver; während der Artikel zu Ausgabe 3 von mir eingereicht und später mit einem knappen „wird angenommen“ akzeptiert wurde, war die Arbeit an den Artikeln für diese vierte Ausgabe von einer konstruktiven Kritik geprägt, die ich als Alleinunterhalter auf diesem Blog in dieser Form natürlich nicht kenne. Ich habe den Eindruck, dass die Artikel durch das Feedback und die Vorschläge durch die Redaktion deutlich – sehr deutlich – verbessert wurden. Und da diese Zusammenarbeit damit sehr fruchtbar und darüberhinaus sehr freundlich abgelaufen ist, verhindert auch ein Stück weit persönliche Sympathie eine objektive Bewertung des kompletten Traktakts.

Da diese Seite aber nun einmal cthuloides Rollenspiel im Allgemeinen und Call of Cthulhu im Besonderen behandelt, führt an einer Besprechung dieses Szene-Magazins natürlich kein Weg vorbei. Da mir aber auch kein Gast-Rezensent zur Verfügung steht (fühlt sich jemand berufen?), werde ich das Heft einfach in seinen Einzelheiten vorstellen und meine persönliche Meinung zu den einzelnen Artikeln wiedergeben. Ausserdem plaudere ich ein wenig aus meinem persönlichen Autoren-Nähkästchen – vielleicht spornt das ja den einen oder anderen ebenfalls zu Artikeln für den „Ruf“ an.

Vorab ein paar Worte zum Layout: wie auch die Vorgängerausgaben wirkt das Magazin professionell und muß sich hinter keiner vergleichbaren – oder teureren – Publikation verstecken. Insbesondere die Handouts zu den Szenarien sind Augenweiden und die Bebilderung reichlich!

Die Flüstertüte
Traditionell eröffnet wird Cthulus Ruf mit der Kolumne „Die Flüstertüte“. Autor Andreas Mehlhorn nimmt auf zwei Seiten den „Spieltisch als soziales Gefüge“ auseinander. Gut geschrieben und schlüssig argumentiert, aber… Während die vorherigen Artikel bewußt polarisieren sollten, ist dieser etwas zahmer gehalten – spricht mich allerdings ebenso wenig an wie seine Vorgänger. Letzten Endes konnte ich dieser Kolumne bislang keine für mich relevanten Erkenntnisse entziehen, und bis auf ein oder zwei Foren-Beiträge hat sich auch keine nennenswerte Diskussion um die Themen entsponnen. Schade.

Das schottische Schloss
Die nächsten 23 Seiten nimmt das Gaslicht-Szenario „Das schottische Schloss“ ein. Die Charaktere werden von einem alten bekannten auf sein neu erworbenes Schloss eingeladen. So weit, so gewöhnlich. Auch die übrigen Zutaten hat man schon oft in diesem Zusammenhang gehört: ein Schlossgespenst, ein Moor, ein verschlafenes Dorf, ein jahrhundertealter Fluch und Wesen aus der Anderswelt, die in unsere Welt einfallen. Doch gerade diese Zusammenstellung aus Versatzstücken alter Geistermärchen, kombiniert mit einem kleinen Schuß Cthulhu-Mythos, verleihen dem Szenario von Günther Dambachmair einen unwiderstehlichen Charme. Wirklich gut gelungen, und dass ohne wirklich innovativ zu wirken – das kann nicht jedes Szenario von sich behaupten.

Twinkle Twinkle
…ist die erste von zwei Übersetzungen in dieser vierten Ausgabe und nimmt die nächsten 13 Seiten in Anspruch. Das für NOW konzipierte Szenario führt die Charaktere bei einem Psychologen zusammen, da sie alle unter den selben Albträumen leiden. Auf der Suche nach den Hintergründen treffen sie auf Träumer, Kinderbücher und mehr… Achtung, die Kritik enthält ab hier SPOILER: die Idee, ein Mythoswerk als Kinderbuch zu tarnen ist mir in dieser Form noch nicht untergekommen. Richtig zünden wollte der Funke des Szenarios dann bei mir aber doch nicht. Zu langatmig sind die Recherchen, zu simpel das Finale. Schade, da wäre in meinen Augen mehr drin gewesen.

Die Prophezeiung
Auch das nächste, 14 Seiten starke Szenario ist eine Übersetzung. Eigentlich ist das schade, bei einer Publikation die auf Material aus der Fanbasis setzen will. Dafür wurde aber ein großartiges Szenario ausgewählt: angesiedelt in der Gaslicht-Ära, entführt es vier vorgefertigte Charaktere zu einer Uraufführung eines neuen Theaterstückes aus der Feder Oscar Wildes. Das Szenario zieht wirklich alle Register – ein tolles Theaterstück, starke NSCs, eine tolle Einbindung des Theaters in die Rollenspielrunde und nicht zuletzt viele, viele, viele verstörende Szenen – die Übersetzung hat sich gelohnt!

Fragmente des Grauens
Die dreiteilige Tale of Terror in dieser Ausgabe stammt aus meiner Feder und setzt sich mit einem Zugunfall am Gare Montparnasse auseinander. Eine frühe Version des Artikels fand sich einmal hier auf diesem Blog. Als ich im DORP-Interview hörte, dass die vierte Ausgabe der Gaslicht-Ära gewidmet sein sollte, entschloss ich mich kurzerhand, den Artikel kurz zu überarbeiten und ihn der Redaktion anzubieten. Die endgültige Version hat mit meinem damaligen Blogartikel wenig gemein, und ich freue mich wirklich, dass die Redaktion mit einem sanften Schubs in die richtige Richtung den Artikel so merklich verbessert hat.

Die geheimen Schriften der Janusgesellschaft
Unter diesem Titel firmieren die in „Cthulhus Ruf“ veröffentlichten Regionalia-Artikel. Auch dieser Artikel stammt aus meiner Feder und behandelt die Transsibirische Eisenbahn. Ein Artikel zu diesem Thema schwebt mir schon seit ungefähr einem Jahr im Kopf; als ich vom neuen „Reisen“-Band hörte und ich gleichzeitig bemerkte, dass der „Ruf“ die aktuellen Pegasus-Produkte am Rande mitbegleitet (wie z. B. in der Ausgabe 2 mit dem Thema Ägypten – passend zum Ägyptenband) nahm ich mir vor, das Thema für diese Ausgabe vorzubereiten – passt doch die Transsib prima zum Thema „Reisen“. Die ursprüngliche Form war wesentlich nüchterner gehalten und entsprach mehr den „Regionalia“-Artikel aus den alten CW; wie ein Reiseführer mit leichtem Mythoseinschlag. Doch die Regionalias der „neuen Generation“ sollen sich davon unterscheiden, und so wurde der Artikel mehrfach von mir überarbeitet, bis er seine heuige Form bekam: voller Szenarien-Vorschläge, Regeländerungen, NSC und haufenweise spielrelevantem Material, verpackt in eine Reisegeschichte eines Janobiten und trotzdem mit genug „hartem Stoff“, um dem SL ausreichend Ausweichmaterial an die Hand zu geben. Ich bin überzeugt, so ist der Artikel besser, als ich ihn „alleine“ je hätte schreiben können (und ausserdem finde ich ihn wirklich grandios gestaltet :-)) und ich bin schon sehr auf das Feedback der Community gespannt.

Das Leben des Anderen
…ist ein interessanter Ansatz: auf zwei Seiten wird ein Mord-Tatort mit allen Indizien beschrieben, dann wird der Hintergrund erläutert. Und so kann jeder Spielleiter das Teil als eigenes Szenario verwenden oder in eine Kriminalistik-Kampagne einbetten. Sicherlich nichts weltbewegendes, aber eine sehr hübsche Idee des Autors Stefan Droste und toll umgesetzt.

Der Graben
Dieser sechsseitige Szenarioschauplatz erweitert den „Niemandsland“-Band um zahlreiche Vorschläge rund um die Gräben, in denen der Großteil des ersten Weltkrieges stattfand. Viel Mythos-Hintergrund, sinnvolle Regelvorschläge und viele Möglichkeiten den Alltag ein wenig aufzupeppen geben jedem Spielleiter eine Niemandsland-Kampagne wertvolles Material an die Hand, um die Kampagne zu beleben. Auch hier zeichnet Stefan Droste verantwortlich und wiederum ist die Idee toll umgesetzt. Ich würde dafür zwar keine Niemandsland-Kampagne starten, aber für alle die so etwas planen ein toller Artikel.

Der Bettler im Nebel
Mit dem „Charakter der Ausgabe“ schließt auch diese Ausgabe von Cthulhus Ruf. Der Bettler im Nebel ist dabei von Daniel Neugebauer erdacht, und wird etwas einfacher am Spieltisch einzusetzen sein als der Charakter aus der Vorgängerausgabe. Nicht nur der direkte Einsatz kommt in den Sinn, auch der indirekte, im Umfeld der Charaktere, liegt auf der Hand. Eine gelungene Sache.

Kurioses London
Bleibt noch das Archivheft zu Ausgabe 4, „Kurioses London“. Auf 28 Seiten entführt uns „Robert Ashford“ nach London und stellt einige Kuriositäten vor. Ein unbekannter Leser hat allerdings zahlreiche Markierungen und Notizen in den Texten hinterlassen, Stellen geschwärzt oder ergänzt und zieht den lautschreierischen Reiseführer damit auf eine dunkle, mythosgeschwängerte Seite. Tolles Bildmaterial, ein wirklich liebevolles Layout und nicht zuletzt das grandiose Cover machen dieses Archiv zu meinem Favorit unter den bisher erschienen Archivheften.

Ein Fazit werde ich an dieser Stelle nicht ziehen und auch keine meiner üblichen Sterne-Wertungen vornehmen – meine Meinung zu dieser Ausgabe ist glaube ich offen ersichtlich. Wer sich noch einen tieferen Einblick verschaffen möchte, dem sei die „Durchgeblättert“-Ausgabe von PurpleTentacle empfohlen: KLICK

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5 Kommentare zu “Vorstellung: Cthulhus Ruf Ausgabe 4

  1. Pingback: Cthulhus Ruf #4 » Gelbe Zeichen

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  3. Pingback: Nach-Ruf: Good Bye, Cthulhus Ruf – Seanchui goes Rlyeh

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