Rezension: todesangst

Die heutige Rezension beschäftigt sich noch einmal mit der Cthulhoide-Welten-Bibliothek, jene Sonderreihe der – leider eingestellten – Verlagszeitschrift Cthulhoide Welten, in der einige hervorragende Abenteuerbände publiziert wurden. In „todesangst“ finden sich zwei Szenarien für Cthulhu NOW wieder. Für dieses Setting wurde vergleichsweise wenig Material publiziert – entspricht die Qualität der Quantität?

todesangst100 Seiten ist der Sonderband stark und kommt als Softcover mit stabiler Klebebindung daher. Enthalten sind zwei Szenarien: auf der einen Seite „Die Geschichte der Kati S.“ von Frank Heller, auf der anderen das wesentlich umfangreichere „Kinderstimmen“ von Jens-Christian Seele.

Das 32seitige Szenario „Die Geschichte der Kati S.“ basiert dabei lose auf dem amerikanischen Abenteuer „Loves lonely children“ von Richard Watts. Das kenne ich zwar nicht, ist aber nach Aussage des Autors Frank Heller ohnehin nur eine sehr lose Grundlage. In dem Szenario, dass dank vorgefertigter Charaktere als One Shot funktionieren kann, schlüpfen die Spieler in die Rolle von Kommissaren der Berliner Mordkommission. Eine Frauenleiche wurde in einem Park gefunden. Die Spur führt rasch in den Berliner Untergrund. Ein Sumpf aus Sex, Drugs and Rock’n’Roll zieht die Charaktere immer weiter hinab, bevor sie auf übermenschlich große Abgründe stoßen… Der Hintergrund des Szenarios ist dreckig, gemein und sicher nichts für sensible Naturen – aber die sind bei NOW sicherlich ohnehin nicht richtig aufgehoben. Dank einer guten Storyline und vor dem realen Berliner Hintergrund können die Spieler einen spannenden Krimi erleben, bevor im Finale die Mythoskeule zuschlägt und für reichlich Action sorgen wird. Ein wirklich starkes Szenario.

Wesentlich länger ist „Kinderstimmen“ ausgefallen. Hier führt der Selbstmord eines kleinen Mädchens (!) die Charaktere in eine kleine Neubausiedlung, in der schon bald klar wird, dass man nicht jedem Nachbarn trauen kann. Während die Charaktere die Ermittlungen aufnehmen, entspinnen sich Ränkespiele und Intrigen vieler Parteien im Hintergrund… Das Szenario nimmt stolze 67 Seiten in Anspruch. Bedient wird alles, was man von NOW erwartet: komplizierte Verstrickungen, drastische Gewalt, Mythos-Monster und hinter allem stecken geheimnisvolle Dunkelmänner. Dank interessanten NSC und zahlreichen Handlungssträngen mag „Kinderstimmen“ als Ausgangspunkt einer Kampagne dienen oder recht leicht in eine solche verstrickt werden. Auf der anderen Seite ist mir der Plot ein wenig zu eintönig – einige Elemente sind so oder ähnlich schon oft verwendet worden.

Das Heft ist im typischen „NOW“-Stil gehalten: schwarze Textkästen, schwarz-weiß-graue Illustrationen und ein klar lesbares Schriftbild sorgen für eine gute Note in der Optik. Die Handouts sind – wie fast schon gewohnt – optisch oppulent und reichlich an der Zahl ausgefallen. Sogar eine eigene Web-Seite nebst herunterladbarem Punk-Song sind extra für „Die Geschichte der Kati S.“ angelegt worden – www.grenzfall-berlin.de. Für Verarbeitung und Material gibt es damit eine Höchstnote.

Fazit: Ein Fazit? Nun, „Die Geschichte der Kati S.“ gehört zum Besten, was ich bisher für NOW gelesen habe. „Kinderstimmen“ bietet zumindestens solide Kost und kann eine Kampagne in zahlreiche Richtungen bereichern. Ein ABER steckt im Hintergrund beider Szenarien: sie sind nichts für zarte Seelen, auch wenn sie mit Respekt und genügen Abstand an die grausigen Taten herangehen.

Was gibt es also zu meckern? Nichts. Wer NOW spielt sollte versuchen, dieses Heft aufzutreiben. Basta.

PS: weitere Rezensionen bei…
DORP.de
fantasyguide.de
Roter Dorn
Reich der Spiele

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